Kulturelle Differenzen

  • Dass Fragen wie “Wie geht’s?” fürgewöhnlich keine ernstgemeinten Interessebekundungen nach dem Wohlbefinden unserer Mitmenschen darstellen, ist uns Deutschen ja nicht neu. Dennoch ist das englische Analogon, welches nicht etwa schulbuchgetrau “How are you?” oder salopp “Wazzuuuup?” lautet, sondern “Are you alright?” (zu deutsch etwa: “Ist bei dir alles in Ordnung?”), bemerkenswert. Diese Frage ist nämlich nicht nur nicht ehrlich zu beantworten, sondern manchmal sogar überhaupt nicht als Frage gemeint. Ein dahingenuscheltes “yalrigh’?” kann alles von “Hallo!” über “Um diese Uhrzeit sind noch Menschen draußen?” oder “Mein Hund pinkelt gerade auf diesen Rasen!” bis hin zu “ich nehme deine Existenz wahr und gehe jetzt aber lieber wieder” heißen.

    Wann genau man “yes, thank you!” antwortet und wann man dem Menschen kurz zunickt und wortlos weitergeht, muss ich erst noch herausbekommen.

  • Die Briten haben die Vorteile des Händewaschens mit warmem Wasser offenbar noch nicht begriffen. Das Waschbecken in meinem Zimmer hat (wie bisher alle, die ich hier gesehen habe) zwei Wasserhähne an zwei verschiedenen Enden des Beckens, wobei an dem Heißwasserhahn extra die Aufschrift “CAUTION, very hot water” prangt. Richtig: Es gibt in diesem Wasserhahn sehr heißes Wasser, und in dem anderen Wasserhahn sehr kaltes Wasser. Was zu der Verallgemeinerung verleitet, welche in einem altbayerischen Dialekt und mit Bierbauch zu äußern ist, während man sich in einem abgenutzten Ledersessel zurücklehnt: Es gibt in diesem Land offenbar keine Möglichkeit, sich an einem Waschbecken mit warmem Wasser die Hände zu waschen.

4 comments to Kulturelle Differenzen

  • Malte

    Als ich in Cambridge war, stand an meinem: “CAUTION, no drinking water” …

  • Moritz

    Der bayrische Teil in dir hätte durchaus recht: Aufgrund eines obskuren alten Gesetzes ist es in England tatsächlich sogar verboten, warmes und kaltes Wasser in Mischbatterien zu mischen. Oder war es zumindest lange genug, dass niemand mehr weiß, was das überhaupt ist.

  • Alex

    Habe nun erfahren, das mit dem Wasser läge an der Sorge, das heiße Wasser könne, nachdem es im Boiler möglicherweise verunreinigt wurde, wieder in die saubere Kaltwasserleitung fließen. Heute liegt natürlich der Verdacht der technischen Irgendwieandersumsetzbarkeit nahe (ansonsten dürfte man in Deutschland ja auch kein Leitungswasser trinken).

    @Malte
    Vielleicht weil’s in Cambridge Wassermischhähne gibt? ;)

  • Um den Engländern ihre verlogene Höflichkeit auszutreiben, werde ich ganz einfach so lange weiter Gitarre spielen, bis meine Nachbarin nicht mehr behauptet, mein Gesang würde ihr gefallen. Muhahaha!!!

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